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Die Hoffnung
Ich bin´s die Hoffnung, die hoffnungslos, hoffnungsvolle, unbelehrbare Hoffnung. Hoffen, das sind meine Mission und mein Prinzip. Man belächelt mich. Wie naiv sie doch ist und so grün hinter den Ohren. Stimmt nicht. Schaut mal hier. Sie behandeln mich wie ein Kleinkind, dabei bin schon groß. Sie belehren mich. Die Spießerin Angst und der Spielverderber Verpasster Moment. Als sie mich wieder einmal verhöhnten, kam noch die Erfahrung, die Klugscheißerin, um die Ecke. Sie musste den Pädagogen raushängen lassen: „Kindchen glaube mir, du bist hier völlig fehlbesetzt. Geh zur Märchenstunde in den Kindergarten.“ Und dann kam noch ihre Freundin, die Realität und musste mir tief in die Augen schauen. Etwas unschön, Blickkontakt mit der Realität, dieser Hässlette. Sie müsste eigentlich Realitöt heißen, weil sie alles tötet, was sie anblickt. Medusa ist ein Scheiß dagegen. Ich wollte weglaufen, aber Sie hatten mich schon versteinert. Es musste etwas geschehen. Sofort feuerte ich meinen Herzofen an. Es rappelte ein bisschen im Magen und ich gebar das kleine Wunder. Das wuchs schnell heran und verpasste der Realität, der Trulla,´ne ordentliche Schelle. Sie rief um Hilfe: „Wo bleibt die Wahrheit?“ Dann kamen die beiden Zwillingsschwestern. Die heißen beide Wahrheit und sind Türsteher von der Paradiesbar. Die eine läuft immer nackt herum, die andere ist völlig ungeschminkt. Beide sind ziemlich humorlos und beschatten mich seitdem. Das sind aber nicht die einzigen. Das sind die Enttäuschung und die Ernüchterung, diese Spaßbremsen. Die tun den ganzen Tag nichts außer Rumheulen und doof gucken und mir die Schuld geben: „Hättest Du es nicht einmal wieder maßlos übertrieben mit dem Hoffen, stünden wir jetzt nicht so blöde da….“ Und die ander´n Trutschen, die Verzweiflung, die Sorge mit ihren Kerlen, dem Kummer und dem Ärger. Die machen ihre Spieleabende mit „Mensch ärger ´ Dich“ und lassen´s richtig krachen mit saurer Limonade. Da geh ich lieber feiern mit meinen Kumpels, der Überraschung, dem Wunder und der freudigen Erwartung. Hoffen ist gar nicht so einfach. Ohne meine Schwestern, die Ausdauer und die Geduld, läuft gar nichts. Und wie oft bin ich schon verprügelt worden, von dem Unglück, dem fiesen Knilch. Aber ich stehe immer wieder auf. Ich muss lange Bettruhe halten mit dem Phoenixvogel und der Zeit. Die will einfach nicht vergehen… Aber eines Morgens ist sie gegangen und ich kann wieder hoffen. Mal ehrlich, wie kann man leben ohne mich? Ohne mich würde man aufhören, bevor man begonnen hat. Ohne mich hält die Welt den Atem an. Ohne mich der Stillstand.Und da soll noch einer kommen, der auf mich herniederlächelt. Ich bin Milliarden Jahre alt. Und nicht nur das, ich bin unsterblich. Und wenn doch, dann überlebe ich alles. Man sagt ja: „Die Hoffnung stirbt zuletzt ".
(Text: Teresa Trauth)